Es gibt Geschichten, die schreibt einfach nur der Sport: Beim hochdramatischen 23:22-Sieg der Zweitliga-Footballer der Lübeck Cougars im letzten Saisonspiel bei den Cologne Falcons, schoss Aushilfskicker Daniel Richter sein Team zehn Sekunden vor dem Ende mit einem 38-Yard-Field-Goal zum sechsten Sieg.
Denn weil der etatmäßige Kicker Andre Klöhn beruflich in München verhindert war, musste Defense Back Richter in die Bresche springen, um kurz vor Schluss zum umjubelten Matchwinner zu werden. „Ich wollte eigentlich gar nicht schießen“, gab Richter im Anschluss zu. Eine Fußverletzung zwang den Verteidiger sogar dazu, sich in der zweiten Halbzeit kurz auswechseln zu lassen. „Jetzt bin ich natürlich froh, dass ich doch angetreten bin“, freute sich Richter.
Dass die Cougars allerdings überhaupt noch die Gelegenheit zum Sieg hatten, darf sich ein anderer ankreiden: Quarterback Michael Bensch, der den ebenfalls verhinderten Stammspielmacher Ole Wulf vertrat, lief bei seinem ersten Bundesliga-Start im letzten Viertel zu Hochform auf, führte seine Offense zweimal über fast das gesamte Spielfeld, um dann eben zehn Sekunden vor dem Ende an Richter zu übergeben.
Dabei sah es lange Zeit nicht so aus, als wenn die Rückfahrt aus der Domstadt zu einer Berglöwen-Party werden würde: Zur Pause lag Köln mit 13:6 in Führung. Cougars-Runninback Mike Davis hatte mit einem 20-Yard-Lauf zum zwischenzeitlichen 6:7 verkürzt. In Hälfte zwei legten die Falcons nach und zogen auf 19:6 davon. Zwar gelang Mike Kresowaty (Zusatzpunkt Richter) nach einem 12-Yard-Pass von Bensch der 13:19-Anschluss, aber weil Köln durch ein Field Goal zum 22:13 gut sechs Minuten vor dem Ende erneut vorlegte, schienen Lübecks Chancen auf einen Auswärtssieg zu schwinden.
Doch dann schlug die Stunde von Quarterback Bensch: Mit kurzen Pässen auf seine Receiver Nils Kruse und Jan Wulf überbrückte der 25-Jährige mit seiner Angriffsreihe das Feld, ein Trickspielzug (Touchdown-Pass von Runninback Davis auf Kresowaty) nebst Zusatzkick von Richter brachte das 20:22. Und als Köln wenig später ein Field-Goal vergab und die Cougars 46 Sekunden vor dem Ende an der gegnerischen 20-Yard-Line noch einmal in Ballbesitz kamen, macht Bensch es noch mal: Kuzer Pass links, kurzer Pass rechts – und plötzlich standen die Cougars zehn Sekunden vor dem Abpfiff an Kölns 21-Yard-Linie. Dann lief Richter an. Das Ergebnis ist bekannt.
„Was kann man sich für ein schöneres Ende an einer nicht ganz einfachen Spielzeit wünschen?“, fragte Offense Coordinator Mark Holtze im Anschluss. Mit sechs Siegen, sieben Niederlagen und einem Unentschieden beenden die „Berglöwen“ die Saison auf Platz fünf.
Weitere GFL2-Ergebnisse:
Recklinghausen – Magdeburg 8:28