Mit durchschnittlich 23,6 zugelassenen Punkten pro Partie stellten die Cougars in der abgelaufenen Saison hinten Düsseldorf und Rostock die drittbeste Abwehrreihe der GFL2. Was ist dieses Jahr drin? Ein Interview vor dem Saisonstart mit Defensive Coordinator und Ex-NFLE-Profi Philipp Stursberg.
Deine Defense war letztes Jahr bereits ziemlich gut drauf, an was hast du in der Preseason am meisten mit den Jungs gearbeitet?
Wir sind in der Preseason sehr durchstrukturiert. Bei der technischen Vorbereitung der Spieler haben wir in der Defense genaue Vorstellungen, was wir den Spielern wirklich vermitteln wollen. Wir sind ein Team, welches viel in die Ausbildung der Spieler investiert. Hier stehen für mich in der Off- und Preseason die wirklichen Grundlagen, wie Bewegungsabläufe und Grundtechniken im Vordergrund. Nachdem wir diese gesetzt haben gehen wir fast nur noch auf situative Techniken ein.
Was heißt das?
Wir versuchen bei den Spielern nicht nur die Techniken zu vertiefen, sondern auch das Bewusstsein für die Spielsituation zu verstärken, in der der Spieler diese anwenden wird. Also nicht nur das Spielverständnis zu steigern, sondern auch welche Technik dann relevant wird und sie somit schneller abgerufen werden kann. Da wir weitestgehend Wiederkehrer in der Defense haben, konnten wir in der Preseason genau darauf verstärkt eingehen. Wenn man so arbeiten kann, beschleunigt das die Spieler unheimlich. Es ist nicht mehr ein reines Abrufen der Technik, sondern auch das Spielverständnis schon vor dem Spielzug zu wissen, was einen erwarten wird.
Wie läuft so eine Installation genau ab?
Für den System-Part installieren wir für bestimmte Zeitabschnitte erst unsere Basispakete und dann auch hier situative Pakete. Hier sind wir auch sehr weit. Es fehlt noch ein wenig die Feinabstimmung. Aber alles was ich hier aufzählen würde, wäre Meckern auf hohem Niveau. Wir sind zu diesem Zeitpunkt sehr gut vorbereitet.
Welche Spieler haben dich bis jetzt am meisten positiv überzeugt?
Absolut überzeugt haben mich bestimmte Stammspieler. Es ist ein Geschenk für jeden Coach, wenn er auf Personal wie Berend Grube, Barry Maruschke, Herbert Mette und Jan Earl Beekhuis zurückgreifen kann. Spieler, die man seit Jahren ausbildet, die für den Sport so viel Freizeit aufgegeben und sich stetig weiter entwickeln. Es ist schön zu sehen, welche Schritte ein Spieler machen kann, wenn er sich dem Sport wirklich committed.
Und Du hast ja auch einige Neuzugänge an Bord.
Ja, positiv überrascht haben mich auch einige Neue. Bei den Linebackern ist Alexander James Starcke von den Hamburg Pioneers zu uns gestoßen. Zwar ist er noch ein sehr junger Spieler, er hat aber schon eine gute Ausbildung genossen und ist auch noch selber als Coach aktiv und den Sport lebt. Er hat sich sehr schnell im System eingefunden. Ebenfalls bei den Linebackern hat Ambroise Mati den Weg ins Herrenteam gefunden. Ich habe ihn schon vor zwei Jahren in der Jugend gecoached. Als wird unsere erste GFLJ Saison gespielt haben. Er hat dort schon mit seiner überragenden Athletik überzeugt und den Sprung in die Herren ohne weiteres umgesetzt. Da wir in unserer Jugend das selbe System spielen wie in den Herren, hat er sich sehr schnell ins System eingefunden. Bei der Defensive Line haben mich auch zwei Spieler überrascht. Zum einen Timo Oppermann, der aus von unserer Cougars II im letzten Jahr schon ein wenig Luft in der GFL2 geschnuppert hat. Er hat eine mega Offseason hingelegt und athletisch, sowie technisch sehr große Schritte gemacht. Und zum zweiten Hannes Leischner, er ist von den Seals zu uns gekommen und hat sich super schnell in die Gruppe integriert. Auch auf dem Feld hat er den Sprung sehr gut gemeistert. Er hat einen natürlichen Drang zum Ball, sowas kann man nicht coachen.
Die Saison steht jetzt kurz vor der Tür. Die anderen Teams haben sich auch verstärkt. Wie schätzt du die Liga ein?
Im Vorfeld gibt es immer viele Gerüchte und vermeintliche Experten, die ihre Meinung zur Liga geben. Ich bin bei der Vorbereitung sehr detailliert und mache diese immer in einem Zeitraum von zwei Wochen vor dem jeweiligen Spiel. Natürlich schaue ich mir manche Berichte an und schaue alle Spiele der Vorbereitung, um einen Eindruck der Offensiven des Gegners zu bekommen. Was ich bisher sehen konnte war bei jeder Zweitliga Mannschaft guter Football auf hohem Niveau. So viel kann ich schon sagen. Es gibt einige Stimmen, die behaupten die GFL2 würde diese Jahr sehr stark sein. Da Elmshorn vom Abstieg der Hamburger aus der GFL und dem Zugang von einigen Spielern aus Kiel profitiert hat und Rostock sich sehr stark auf dem europäischen Markt verstärkt hat. Meiner Meinung nach wird dies aber einen deutlichen Leistungsabfall in der GFL2 zur Folge haben. Drei bis vier Teams werden um den ersten Platz spielen und vier bis fünf Mannschaften werden wirklich lange im Abstiegskampf hängen.
Am 1. Spieltag kommt am Samstag jetzt Solingen an den Buniamshof. Worauf kommt es für unsere Defense da besonders an?
Vom Personal her ist es eine sehr homogene Offense, die dennoch auf bestimmte Spieler ausgelegt ist. Die Offensive Line und Running Back Daniel Rennich stechen auf den ersten Blick heraus. Das gute Zusammenspiel ist einer der Grundsteine der Offense. Gegen die Defense von Schwäbisch Hall hat Rennich auch in Einzelaktionen überzeugt. Einer der besten deutschen Running Backs, auf den man sich definitiv besonders vorbereiten muss. Auch wenn das Laufspiel insgesamt durch den Verlust von Fullback Patrick Poetsch etwas an Schlagkraft verloren hat. Auf das Passspiel werden wir uns auch vorbereiten, da hier auch ein, zwei Konzepte gegen Schwäbisch Hall gezeigt wurden, die wir im genau Training einstudieren müssen.
Worauf freust du dich in der Saison am meisten?
Als erstes darauf, dass die Spieler wirklich loslassen können und nicht mehr mit angezogener Handbremse spielen, wie im Training. Das ist meine größte Vorfreude. Im Training kann man ja nicht so losgelöst aufspielen, da man an bestimmten Tagen sowieso ein nicht so physisches Programm hat, um zum Beispiel mehr auf das System einzugehen. Und ab einem bestimmten Zeitpunkt in der Preseason zieht man nicht mehr voll durch, um seine Spieler vor Verletzungen zu schützen. Insofern ist es für mich immer schön, wenn die Spieler wirklich komplett frei aufspielen und durchziehen können. Und da wir in der Offseason wirklich gut und hart gearbeitet haben, freue ich mich da schon richtig drauf. Ab einem gewissen Zeitpunkt spürt man diese Spannung auch bei den Spielern, die im Training gerne ihr volles Potenzial zeigen wollen. Sowas staut sich auf, und ich freue mich darauf wenn sie es rauslassen können.
Wie läuft die Arbeit im Trainerstab?
Mark Holtze hat nicht nur bei der Rekrutierung der neuen Spieler einen mega Job gemacht, sondern auch bei der Zusammensetzung der neuen Trainer-Crew. In beiden Fällen kann ich mich nicht daran erinnern, in so einem gut funktionierendem Coaching Staff gearbeitet zu haben. Nicht nur fachlich, sondern auch vom Umgang haben wir uns sehr schnell gefunden und haben alle echt Spaß. Obwohl es durchaus sehr viel Arbeit sein kann und alle nebenbei noch Vollzeit arbeiten, sind alle sehr fokussiert bei der Sache. Und trotzdem finden wir immer einen Punkt, wo wir miteinander wirklich Spaß an der Sache haben.
Danke für das Gespräch.
*Die Cougars treffen am Samstag, 4. Mai, um 17.30 Uhr am Buniamshof auf die Solingen Paladins. Tickets gibt es an der Abendkasse und ab 6 Euro hier.