Max Groß ist Nationalspieler

Max Groß ist Nationalspieler

Max Groß ist ein vielbeschäftigter American-Football-Coach und frischgebackener Flag-Football-Nationalspieler. Wie er die Try Outs und die Vorbereitungen für die Euroflag 2011 (16.-18. September im französischen Thonon-les-Bains) erlebt hat, schildert er im Interview. Die Fragen stellte Jörg Schlüter von Football-Aktuell.de.

Football-Aktuell.de: Hallo Herr Groß - Mit den GaMagics aus Bad Schwartau sind Sie im Juni deutscher Meister im School Flag geworden sind. Auch als Trainer coachen Sie bei den Lübeck Cougars in der GFL2 Nord. Solche Aufgaben sollten den Tagesablauf eines Trainers schon genügend ausfüllen. Nun sind Sie auch für das 15er Aufgebot der Flag Football Nationalmannschaft aufgestellt worden. Wie kam es dazu, dass Sie diese Herausforderung auch angenommen haben?
Max Groß: Die beiden erwähnten Tätigkeiten sind ja nicht die Einzigen. Ich spiele unter anderem noch bei den Kiel Baltic Flag Hurricanes und bin im AFVSH tätig. Zuerst war ich nur daran interessiert, 5on5 Flag kennenzulernen, da ich zwar als Coach im 5on5 erfolgreich war, aber mir alles selbst beigebracht und ausgedacht habe. Ich wollte also wissen, wie der Sport in Wirklichkeit gespielt wird. Während der Try Outs habe ich dann das Gefühl gehabt, mit Leichtigkeit in den Kader zu kommen. Das war jedoch ein Trugschluss. Bei den Try Outs waren natürlich viele dabei, die auf hohem Niveau noch keine Erfahrungen hatten und sahen daher nicht unbedingt gut aus. Die Spieler des 20er-Kaders waren dann aber alles andere als unerfahrene Amateure. Unter den besten 20 befanden sich durchaus auch Playmaker der GFL und daher bin ich glücklich, zu den besten 15 Spielern zu gehören.

Sie sind sogar der einzige Norddeutsche im Kader. Die 5er Variante im Flagfootball wird in Norddeutschland nicht so oft gesehen. War die Umstellung auf die schnellere Variante schwierig?
M. Groß: 5on5 Flag ist eine ganz andere Sportart. Natürlich spielt man mit dem gleichen Ball und das Grundprinzip ist gleich. Aber man spielt es komplett anders und ich habe bis heute noch einige Probleme damit. Mittlerweile habe ich mich aber ganz gut in das Spiel eingefunden. Dass der Sport hier so unbekannt ist finde ich tatsächlich sehr schade und ein Antrag meinerseits auf Einführung einer Liga im Turniermodus liegt dem AFVSH-Verbandspräsidium seit einiger Zeit bereits vor.

Der Kader wird kurz vor dem Turnierbeginn noch einmal gecuttet. Kann man als Berufstätiger oder Studierender in punkto Urlaubsplanung so kurzfristig noch reagieren, wenn man nun doch nicht aufgenommen wird, bzw. wenn man glaubt, man hätte den Sprung nicht geschafft und doch nach Thonon-les-Bains fahren darf?
M. Groß: Die Coaches haben für diesen Fall eine gute Regelung getroffen. Die 15 Spieler, die noch im Kader sind, werden komplett mit zur EM fahren. Die drei Spieler, die gecuttet werden, werden dann andere Aufgaben übernehmen und in den Staff integriert. Eine super Sache, wenn man bedenkt, was es alles für Aufgaben während einer solchen EM gibt. Und obwohl ich natürlich lieber unter den besten zwölf Aktiven sein würde, wäre ich nicht weniger motiviert, wenn ich „nur dabei“ wäre.

Was glauben Sie ist für die Nationalmannschaft Flagfootball in Frankreich sportlich möglich?
M . Groß: Das ist tatsächlich eine schwierige Frage. Unser größter Gegner wird wohl Dänemark werden, da in Dänemark dieser Sport schon seit Jahren erfolgreich ausgeübt wird. Ich persönlich will aber daran arbeiten, dass Deutschland international besser wird, indem ich für 5on5 eine größere Lobby schaffe. Im Prinzip nimmt der norddeutsche Teil ja gar nicht an der Nationalmannschaft teil, da es hier keine Teams gibt. Ich hoffe, dass durch meine Teilnahme und durch eine eventuelle Liga in Norddeutschland, die Nationalmannschaft mehr Spieler zur Auswahl hat. Dann bin ich mir sicher, dass wir in Europa die Führung übernehmen werden. Dann gehören allerdings Spieler wie ich nicht mehr in die Nationalmannschaft, da ich alles andere bin, als einer der besten Footballspieler Deutschlands.

Wie halten Sie eigentlich als Spieler Kontakt zu den anderen Teamkollegen und zu den Coaches. Es gibt zwar noch ein Trainingslager, aber was passiert zwischen den Camps?
M. Groß: Kontakthalten ist für mich schon immer ein schwieriges Unterfangen gewesen, da ich sonst den ganzen Tag nur bei Facebook verbringen müsste. Ich versuche jedoch, so viel wie möglich mit Spielern und Coaches in Kontakt zu bleiben. Wir als Spieler sind natürlich immer bestens von den Coaches informiert, ob nun im sportlichen oder im organisatorischen Bereich.

Rund 90% der Kosten müssen die Aktiven selbst bezahlen. Haben Sie eventuell Unterstützer, Sponsoren, oder auch öffentliche regionale Förderungen gefunden, bzw. erhalten?
M. Groß: Das Geld ist natürlich eine große Herausforderung für mich. Als FSJ-ler (freiwilliges soziales Jahr) verdient man nicht gerade viel und somit ist der Eigenanteil für mich eine Hürde, die es zu bewältigen gilt. Anträge zur Förderung habe ich bereits an die zuständigen Stellen herausgeschickt. Noch ist jedoch nichts zurückgekommen. Aber selbst wenn ich diese Fördermittel nicht bekommen sollte, werde ich es schaffen, das Geld zu bezahlen, da für mich die Teilnahme nicht zuletzt aufgrund von familiären Ereignissen sehr wichtig ist. Mein Vater ist nämlich an dem Tag verstorben, an dem ich bei den Try Outs in Nürnberg war und da er immer sehr stolz auf seine Kinder war, will ich ihn erneut stolz machen.

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