Im Mai haben die Lübeck Cougars, die in nächster Nachbarschaft zum Weltkulturerbe Lübecker Innenstadt um Punkte spielen, bereits ihren Jugendspielerpass Nummer 100 beim AFVSH eingereicht und verfügen damit, nach den mühevollen Jahren des Aufbaus, im vereinseigenen Nachwuchsbereich über eine bemerkenswerte Organisation, die sowohl in der Breite, als auch in der Tiefe ein massives Fundament mit Perspektive darstellt.
Insgesamt hat der Stammverein A.S.C Lübeck in diesem Jahr einen bisherigen Nettozulauf von 35 Spielerinnen und Spielern verzeichnen können, so dass neben der A-Jugend mittlerweile auch ein Kader in den U- 16 und U 13 Teams entstehen konnte. Diese Erfolge, die sich auch im überregionalen Vergleich sehen lassen können, sind in der "Stadt des Marzipans, der Nobelpreisträger und der Wissenschaften 2011" kein Produkt des Zufalls. „1994 mussten wir fast alle ehemaligen Jugendspieler noch in das Herrenteam übernehmen, die den drohenden Abstieg verhindern helfen mussten. Dieses gelang trotz aller Anstrengungen nicht und nach dem Abstieg fingen wir in den späten neunziger Jahren mit einem Relaunch der Jugendarbeit im A.S.C. an“, erinnert sich Cougars Sprecher Jan Wulf. „Vom Softball und Flag Football haben wir uns getrennt und konsequent den Tacklefootball gefördert“. Bis zur Saison 2001 war das U19 Team immer auf Spielgemeinschaften mit Vereinen aus Trittau, Schwerin, und Neumünster angewiesen. 2002 folgte der nächste Meilenstein, als die Youth Cougars als eigenständiges Team für den Ligenbetrieb angemeldet wurden.
2009 gesellten sich die U16 Cougars dazu und in der B-Jugend Regionalliga SH/HH erreichten die bis dato jüngsten Lübecker Footballer im letzten Jahr die Vizemeisterschaft. Mit der Gründung der U13 betraten die Hanseaten im gleichen Jahr erneut Neuland und haben sich ein Instrument geschaffen, welches Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 13 Jahren auf den Tacklefootballsport vorbereiten soll. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die ehemaligen Cougars Nachwuchshoffnungen, die den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft haben oder bei heutigen GFL Clubs spielen. Sean Averhoff ist bei den Marburg Mercenaries aktiv und Julian Dohrendorf spielt in Kiel um die Meisterschaft. Sein Bruder Philipp ist mittlerweile genauso wie Philipp Jareschewski (beide ebenfalls Kiel) ein wichtiger Baustein bei den Canes.
Die Strahlkraft der Nachwuchsarbeit der Hansestädter ist mittlerweile im ganzen süd-östlichen Schleswig-Holstein zu spüren. 20 Jugendtrainer, davon viele lizensierte Coaches, sorgen für eine qualitativ hochwertige Ausbildung und eine genaue Analyse der Heimatorte der Sportler, brachte die Erkenntnis, dass 31 Sportlerinnen aus den umliegenden Nachbarkreisen Ostholstein, Stormarn, dem Herzogtum Lauenburg, Nordwestmecklenburg und sogar aus der Stadt Rostock stammen. Betrachtet man ferner die Gesamtbevölkerungszahl in der Gruppe „Jugendliche von 10 – 18 Jahren“ in dieser Region als Potenzial und setzt sie in Relation mit der tatsächlichen Anzahl von Footballspielern des Vereines, so muss sich der Marktdurchdringungsquotient nicht hinter denen der Nachbarstadt Hamburg verstecken und erreicht einen Wert, der sich mit den vorbildlichen Verhältnissen in Nordrhein-Westfalen messen kann. „Wir gehören damit sogar quantitativ zu den Top 10 Footballvereinen in Deutschland“, vermutet Jan Wulf nicht ohne Stolz.
Mit diesen Zahlen im Kopf lassen sich die jüngsten Erfolge der Nachwuchsteams erklären. In der B-Jugend-Regionalliga hat sich das U-16 Team mittlerweile an die Tabellenspitze gesetzt. Das U19 Team schlägt sich in diesem Jahr mit seinem harten und konsequenten Footballstil ebenfalls eindrucksvoll. Beim Hansebowl III wurden die Junior Cardinals aus Essen mit 32:20 bezwungen und im Ligenbetrieb führt man ebenfalls die A-Jugend-Regionalliga SH/HH an.
Auch auf Bundesebene kann diese erfreuliche und nachhaltige Entwicklung Konsequenzen haben. So kann eine erstmalige Teilnahme an der GFLJ 2012 im Herbst ein Thema werden, da die Junior Lions aus Braunschweig in der Nordgruppe bekanntlich eine Lücke hinterlassen haben. Und im Hinblick auf die GFL Ligenerweiterung ist der AFVD natürlich auch immer froh, wenn emsige Vereine seiner Politik folgen, die besagt, dass eine vielversprechende Breite im Unterbau und eine leistungsorientierte Herrentacklemannschaft, die auch von der Gemeinde oder Heimatstadt durch die günstige Bereitstellung der Sportinfrastruktur unterstützt wird, eine gute Grundlage darstellt, um American Football in Deutschland weiter voran zu treiben und dessen Spitzenstellung in Europa damit auch für die Zukunft abzusichern.
(Quelle: Football-Aktuell/Jörg Schlüter)