Noch einmal 48 Minuten Football. Noch einmal 100 Prozent geben. Dann ist Schluss. Für immer. Der vielleicht beste Spieler, den die Lübeck Cougars je hervorgebracht haben, hängt seinen Helm nach 19 Jahren an den Nagel. Linebacker Philipp Stursberg sagt nach dem letzten Saisonspiel gegen die Cologne Crocodiles „Good bye“.
Dabei ist es kein wirklicher Abschied, der 34-Jährige bleibt den „Berglöwen“ erhalten, er wechselt 2015 in den Trainerstab der Cougars. Aber es ist ein Abschied von krachenden Tackles auf dem Spielfeld, es ist ein Abschied vom „Minister of Defense“, der seit über einem Jahrzehnt das Herzstück der Cougars-Defense war – und es ist der Abschied des Teamcaptains, der seine Mannen in dieser Saison zu einer der besten Spielzeiten in der Cougars-Geschichte geführt hat.
Warum jetzt der Abschied vom aktiven Sport? „Sportlich möchte ich einfach nicht irgendwann aus Leistungsschwäche dazu „gebeten“ werden. Beruflich erwarten mich schon seit Jahren immer mehr Aufgaben und es werden 2015 wohl auch noch ein paar mehr werden. Ebenso möchte ich meine Karriere nicht irgendwann aus Verletzungsgründen aufgeben“, sagt Stursberg.
Der 34-Jährige gehört dabei sportlich gesehen noch längst nicht zum alten Eisen: 85 Tackles und vier Interceptions stehen aktuell bei ihm zu Buche. Dazu sieben Sacks – mehr als die ganze Defense der Bielefeld Bulldogs zusammen auf dem Konto hat. Die Nummer 6 der Cougars gehörte und gehört zu den besten Spielern der Liga.
Das blieb in all den Jahren natürlich auch bei anderen Clubs nicht unbemerkt. Jedes Jahr erreichten Stursberg Angebote anderer Vereine. Irgendwann gaben sie es auf. Denn Stursberg lehnte sie alle ab. Die Loyalität zu „seinen“ Cougars war und ist grenzenlos.
Es gab nur ein Jahr, in dem die Cougars auf ihren „Verteidigungsminister“ verzichten mussten. 2005. Stursberg wurde Profi bei den Hamburg Sea Devils in der NFL Europe, spielte vor 40 000 Zuschauern in ganz Deutschland, wurde Starter. Dann ein Riss der Patellasehne im vierten Spiel – das Aus für den Profi-Football.
Die große Karriere begann einst als Stursberg, eigentlich Eishockey-Spieler, mit seiner Familie aus Solingen in den Norden zog. 1995 schloss er sich den Cougars an, der Starschuss. Nach erfolgreichen Jahren in der U19 stieg er mit den Cougars-Herren von der 4. Liga 1999 bis in die GFL auf (2012). Stursberg wurde Nationalspieler, am Ende seiner Karriere krönte der Abwehrspieler in diesem Jahr seine Laufbahn mit dem zweiten Europameistertitel nach 2010.
Einen großen Wunsch hat Stursberg noch für dieses Jahr: die Vizemeisterschaft an den Buniamshof holen. Es wäre das beste Ergebnis in der GFL2 in der Cougars-Historie. Morgen kommen die Cologne Crocodiles. Noch einmal 48 Minuten Football. Noch einmal 100 Prozent geben. Dann ist Schluss. Für immer.