Die Lübeck Cougars U16 hat beim 7:0-Sieg gegen die Junior Seals (Spiel wurde bereits im ersten Viertel abgebrochen) ihren dritten Saisonsieg in der B-Jugend-Regionalliga eingefahren. Zu den Unstimmigkeiten nimmt U16 Head Coach Torsten Schwinge im Interview Stellung.
Frage:
Hallo Torsten, in der B-Jugend gibt es ja derzeit einige Ungereimtheiten, kannst Du uns evtl. einmal aufklären, worum es überhaupt geht?
Torsten Schwinge:
Ja klar, das ist ganz einfach: Das Regelwerk erlaubt es nicht, das Spieler die dieses Jahr 16 sind und noch 2010 17 werden oder bereits 17 sind, in der B-Jugend SH/HH spielen. Das steht so in der BSO (Bundesspielordnung) und in einem Sonderregelwerk, das allen Mannschaften und Vereinen vorliegt.
Da die Seals allerdings mit einigen Spielern des Jahrgangs 93 spielen, habe ich bei unserer ersten Spielbegegnung bereits beim Passcheck, also vor dem Spiel, entsprechenden Protest eingelegt, den entsprechenden Regelauszug vorgelegt und die Seals auf diesen Regelverstoß aufmerksam gemacht. Dieser wurde aber von den Seals ignoriert, so dass die Begegnung mit nicht spielberechtigten Spielern stattgefunden hat. Da dieser Protest, bereits vor dem Spiel eingeworfen wurde, ist dieser natürlich von Hauptschiedsrichter auf dem Spielberichtsbogen vermerkt worden.
Nach Eingang beim Ligaobmann wurde dieser Protest geprüft und bestätigt. Es gab im Laufe der Woche noch eine gesonderte Information an alle Vereine, dass der Jahr 1993 und älter nicht spielberechtigt für die B-Jugend ist, weder bei uns noch bei einem der anderen Vereine in unserer B-Jugendliga. Zusätzlich wurde eine Strafe für den nicht regelkonformen Einsatz von Spielern gegen die Seals verhängt, was die Seals hätten vermeiden können, wenn sie das Regelwerk gelesen und anerkannt hätten.
Frage:
Die Seals sagen aber, dass sie entsprechende Pässe für die Spieler haben? Warum dürfen diese dann doch nicht spielen?
TS:
Die Verantwortung der korrekt ausgefüllten Pässe liegt trotz Passstelle immer noch beim Verein. Es gibt Zeiten, kurz vor Beginn der Saison, da muß die Passstelle mehrere hunderte Pässe täglich abstempeln. Da kann man nicht erwarten, das jeder Pass und jedes Geburtsjahr nachgerechnet wird, schon gar nicht bei den Pässen der A-, B-, C- und Flag-Jugend, diese Pässe sind farblich gleich. Hier sind Trainer und Vorstände gefordert entsprechend dem Regelwerk die Pässe auszufüllen und zum Stempeln zu schicken und diese anschließend auch wieder zu kontrollieren und entsprechend dem Regelwerk in den Ligen einzusetzen. Sollten sich da einmal Fehler einstellen, ist dieses aus Fairnessgründen zu melden und korrigieren zu lassen.
Ich kann ja auch nicht nur, weil eventuell ein 28-jähriger entsprechend jung aussieht und versehentlich beim Pässe schreiben für andere Mannschaften des Vereins, auf einen B-Vordruck geschrieben wurde, diesen später in der B-Jugend spielen lassen, nur weil er einen Pass hat und der Passstelle dieses nicht aufgefallen ist, oder? So wird aber zur Zeit argumentiert, aber hätte man die Regeln und die ausführliche Beschreibung der Altersgrenzen gelesen und verstanden, hätte man diese Pässe für die B-Jugend gar nicht einreichen dürfen und dann hätte es auch keinen Protest gegeben.
Wir wollen ja nur die gleichen Wettbewerbsbedingungen für die Jugendlichen. Eine Anfrage beim Verband, ob wir beim Rückspiel unsere 12 Spieler der A-Jugend, die ebenfalls 93er Jahrgang sind, einsetzen dürfen, ist uns ja auch strikt untersagt worden, weil die Altersgrenzen fest im Regelwerk verankert sind, also gilt das Gleiche für die Seals. Nicht mehr und nicht weniger.
Frage:
Das hört sich doch alles ganz klar an, wieso ist es denn jetzt zu einem „Eklat“ gekommen, wenn alles klar war?
TS:
Ein Eklat war es auch nicht wirklich, außer dass die Seals trotz Regelwerk, trotz Verbot des Ligaobmannes den Jahrgang 93 einzusetzen, wieder zum Passcheck mit entsprechend nicht spielberechtigen Spielern angetreten sind und wieder mit 93er Spielern antreten wollten. Daraufhin hat der Hauptschiedsrichter gemäß Vorgabe die zu „alten“ Spieler vom Spielberichtsbogen gestrichen und untersagt, diese einzusetzen.
Daraufhin wurde das Spiel angepfiffen und als wir nach 3 Spielzügen den ersten Touchdown + Zusatzpunkt erzielt hatten, humpelten auf einmal 2 bis 4 Spieler oder konnten aufgrund von Verletzungen plötzlich nicht mehr spielen, so dass die Seals nicht mehr genug Spieler hatten und das Spiel gemäß Regelwerk dann abgebrochen werden mußte.
Frage:
Das ist ja alles nicht so schön für die Jugendlichen, oder? Wie geht es denn jetzt weiter?
TS:
Das weiß ich auch nicht, aber wie die Seals angekündigt haben, werden sie Widerspruch einlegen und sich ja auch gegen mich rechtliche Schritte vorbehalten, was ich sehr interessant finde, denn ich habe das Regelwerk nicht geschrieben, ich halte mich nur daran. Aber ich lasse mich da mal überraschen, was noch so kommt.
Für die Spieler beider Teams ist es alles andere als erfreulich, aber genauso wie die Spieler auf dem Feld das Regelwerk zu befolgen haben, müssen natürlich auch die Rahmen und Regeln für einen Ligabetrieb eingehalten werden und die Prüfung dieser Rahmenbedingungen ist nun einmal mein Job als Headcoach und das bin ich meinen Spielern schuldig darauf zu achten ansonsten könnte der Passcheck ja auch komplett weggelassen werden. Wenn andere Leute das Regelwerk zu ihren Gunsten auslegen, können sie dieses gerne tun, müssen sich aber nicht beschweren, wenn man dann dagegen Protest einlegt. Die Prüfung und entsprechende Bestrafung obliegt dem Verband und nicht mir und abschließend kann ich dazu nur sagen:
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!
Das war so und das wird auch immer so bleiben.
Ich verfolge die Angelegenheit gespannt aus zweiter Reihe und konzentriere mich mit meinem Team in der Zwischenzeit wieder aufs Football spielen, den Rest sollen andere regeln. Für die Seals-Spieler, die von der Altersregelung betroffen sind tut es mir leid, denn die wollen nur Football spielen, aber ich habe die Regeln nicht gemacht, ich muß sie aber beachten und einhalten. Das Footballspielen in Lübeck muss für sie ja trotzdem kein Ende haben...
Frage:
Tja, da darf man ja gespannt sein. Vielen Dank für die offenen Worte.